beyer dier cubus33 Architekten
Büro cubus33 Architekten Ingolstadt
Büro cubus33 Architekten

Beschreibung

Fertigstellung

2019

1 autarke Büroeinheit
ca. 175 m2 Nutzfläche

Bauherr

Detlef Dier Architekt BDA

Autarke Büroeinheit Neuburger Straße Ingolstadt

Prolog

Die Neuburger Straße 35 war seit über 20 Jahren der Sitz unseres Büros Beyer + Dier Architekten Stadtplaner BDA. Hierfür war eine Villa aus den 50er Jahren verfügbar, die sowohl als vermietetes und eigengenutztes Büro als auch für Wohnzwecke diente. Mit der Entscheidung ein neues Büroprojekt zu starten wurden alte Überlegungen zur Erweiterung durch einen Anbau auf den Prüfstand gestellt, jedoch schnell verworfen. Ein autarkes Gebäude mit einem losgelösten Grundstück realisiert unsere Idee des Arbeitens im Freien.

Die städtebauliche Interpretation

Zwischen Wohnhausgarten oder Straße, grüner Rückseite oder pulsierender Verkehrsader, Nord oder Süd, Schatten oder Sonne, Ruhe oder Lärm, war das Gebäude auf eine Bauflucht mit vollkommen heterogenen älteren und neueren Wohnhausformen begrenzt.
Frühzeitig haben wir uns für eine sehr transparente Außenwirkung und eine konsequent kubische Erscheinung entschieden und wären zu gerne etwas weiter in den Straßenraum gerückt. Schließlich bestand diese Flucht aus lediglich vier Häusern und einer ehemaligen Tankstelle. Die gegenüberliegende Straßenseite ist charakterisiert durch deutlich geringere Grenzabstände und ein munteres Vor und Zurück sowie An- und Vorbauten, die das Bild zusätzlich unruhig erscheinen lassen. Beliebige Wohnbauten, eine schräg gegenüberliegende Tankstelle, ein Autohändler und zunehmend Gewerbebauten sowie seit einiger Zeit ein Hotel vervollständigen die Heterogenität in der Nachbarschaft.

Ein klarer, aufgeständerter Baukörper, im Erdgeschoss nur ein großzügiger Zugang, Toiletten und die Haustechnik, ein Durchgang zum Rückgebäude und Stellplätze, im Obergeschoss ein umlaufend verglaster Kubus.
Von Baumasse ist kaum zu sprechen.

Die atmosphärische Wirkung

20 Meter einfache, ruhige Fassade im Vorbeifahren ein Wimpernschlag, aber sofort wahrnehmbar, unaufgeregt und eigenständig, schwebend und gläsern, fügt sich das Gebäude der Bauflucht und sticht doch hervor. Der eine meint, es müsste zu kalt sein, der andere vermutet Temperaturen wie in einem Treibhaus, kaum einer bleibt teilnahmslos.
Die Aufhebung des Vorn und Hinten gelingt durch die Transparenz, die den Bäumen, dem Himmel, den Gebäuden und der Sonne das Durchscheinen ermöglichen. Innen und außen werden fließend. Tatsächlich arbeiten wir im Garten über der Straße.
Vor Wind und Wetter geschützt, in der Sonne oder im Schatten, das bleibt jedem selbst überlassen.

Raum für soziales

Die Fläche ist flexibel möbliert, die Mitarbeiter können ihren Arbeitsplatz frei wählen, wobei es Präferenzen für die Gartenseite gibt. Grundsätzlich ist der Tausch vom Süd zum Nordarbeitsplatz in den Jahreszeiten möglich.
Jeder Arbeitsplatz verfügt neben dem Arbeitstisch über zwei Regalelemente, eine Stellwand und eine individuelle Leuchte. Das Regal des einen ist die Pinnwand des anderen Arbeitsplatzes. Von jedem Arbeitsplatz aus kann auf die Beleuchtung und die Verschattung zuggriffen werden.

Die ökologische Konzeption

Transparente Bauweisen erfordern ein besonderes Maß an Planung.
Schallschutz Gutachten, energetische Betrachtungen und statische Erfordernisse bei absturzsichernden Bereichen bestimmen die Auswahl der Scheiben.
Manchmal stehen die Anforderungen diametral zueinander, man denke nur an Sommer und Winter. Optimiert man die solaren Gewinne im Winter, bedingt das eine erhöhte Aufheizung im Sommer. Ein durchdachtes Energiekonzept ist bei derartigen Bauweisen die Grundvoraussetzung. Im Sommer liefert eine Photovoltaikanlage Strom im Überschuss, somit auch die Energie um über die abgehängte Decke die Fassaden zu kühlen. Damit ist ein konstantes Raumklima bei gezielter, natürlicher Luftzufuhr und eine gute Verteilung im Raum möglich. Im Winter leistet eine Wärmepumpe durch eine Bauteilheizung in der monolithischen Decken-/Bodenplatte die Grundwärme, die Spitzen werden wiederum von der reaktionsschnellen Klima-Heizung abgedeckt. Künstliches Licht ist an unseren Arbeitsplätzen nur in den Winter- und wenigen Übergangsmonaten erforderlich.

Der errechnete Jahres-Primärenergiebedarf dieses Gebäudes lag bei ca. 28% des zulässigen EnEV-Neubau-Wertes. Tatsächlich speisen wir heute deutlich mehr Strom ins Netz als wir daraus beziehen.

Das Detail

Stahl- bzw. Alu-Glas-Fassaden sind äußerst Detailintensiv. An Anschlüsse, Bewegung, Ausdehnung und vor allem Dichtheit der Schnittstellen, müssen größte Anforderungen gestellt werden.

Die Basis stellt ein Stütze-Platte-Ortbetonbau mit vorgespannten Geschossdecken und eingespannten Stützen dar. Die Einspannung erfolgt durch aussteifende Wände und Auflagerung der Erdgeschossdecke, über die Stützen im Obergeschoss, ohne weitere aussteifende Elemente. Die zu erwartenden Verformungen und Durchbiegungen der Decken werden durch die Fassadenstiele aufgenommen, wobei das untere Lager fest und das obere beweglich ausgeführt ist.

Die Dachkonstruktion besteht aus einem Foliendach mit aufgeständerter Photovoltaik, die Unterseite ist hochgedämmt, und mit einer homogenen Deckenplatte bekleidet.

Preis und Leistung

Unser Ehrgeiz bei allen Projekten ist nicht möglichst billige, sondern möglichst sinnvolle Konzepte umzusetzen. Die Themen der Nachhaltigkeit beschäftigen uns schon lange und werden für die nächsten Generationen noch ausschlaggebender sein. Derzeit beschäftigen wir uns noch viel zu viel mit Baukosten und die Unterhaltskosten schaffen es nur über den Energiebedarf, aber sonst kaum in den Fokus. Künftig werden wir auch über die Entsorgungskosten nachzudenken haben.

Der wesentlichste Faktor aus unserer Sicht ist aber die Relation dessen, was ich für mein Geld einkaufe zu dem, was ich an Lebensqualität für den Bewohner oder Nutzer schaffen kann. Danach bemessen wir ob ein Preis für unsere Projekte angemessen ist.

Preise

BFW Landesverband Bayern e.V., Bayerische Architektenkammer
Preis für Qualität im Wohnungsbau 2019 – engere Wahl
Junges Wohnen an der Gustav-Adolf-Straße, Ingolstadt