Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Interieur Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten
Interieur Junges Wohnen Gustav-Adolf-Strasse, Beyer + Dier Architekten

Beschreibung

Fertigstellung

2016

24 Wohngemeinschaften
à 3 Personen

2.115 m2 Wohnfläche
88 m2 durchschnittliche Wohnungsgröße

Bauherr

Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft Ingolstadt Direktbeauftragung

Mitarbeit

Susanne Krämer

24 Wohngemeinschaften für unbegleitete Flüchtlinge
Gustav-Adolf-Strasse Ingolstadt

Prolog

Im Zuge der Flüchtlingskrise beauftragte die Stadt Ingolstadt Mitte 2015 die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt GmbH, in möglichst kurzer Zeit und mit sehr engem Kostenrahmen Wohnraum für minderjährige Flüchtlinge, Auszubildende, Studenten, Pflegepersonal etc. zu schaffen.
Dafür stellte die Stadt ein Pachtgrundstück für die Nutzung von 15 Jahren zur Verfügung.
Für die Realisierung des Projekts musste die Änderung des Bebauungsplans „Östlich der Gustav-Adolf-Str.“ vorgenommen werden, da ursprünglich auf diesem Grundstück keine Bebauung vorgesehen war. Es wurde eine Baugrenze auf dem Grundstück mit einer Grundfläche von ca. 295 x 15 m im Mittel festgelegt. Das Grundstück verläuft im Westen an der Gustav-Adolf-Straße mit dem Schulzentrum Südwest, das mit großen Gebäudekomplexen die gegenüberliegende Straßenseite begrenzt und im Osten entlang eines begrünten Walls, der es von der kleinteiligen benachbarten Wohnbebauung trennt.

Fast jede Bauaufgabe ist geprägt von Kosten- und Termindruck. In besonderen Situationen sind die Beteiligten manchmal geneigt, die Lebens- und Alltagsqualität zu vergessen oder gar die gestalterische Qualität zu ignorieren. Viele seelenlose Containersiedlungen aus dieser Zeit zeugen von diesem Umstand.
Wir wollten hier von Anfang an einen anderen Weg aufzeigen.

Aufgrund der beschränkten Nutzungsdauer entschied man die Wohnungen in temporärer modularer Bauweise zu errichten, wollte aber aufgrund der vorherrschenden Containerknappheit – und damit verbundener hoher Anschaffungskosten – nach Alternativen suchen.
Vorgefertigte Stahlbeton-Raummodule/ Fertiggaragen sollten eine Demontage zum Ende der Nutzungsdauer ermöglichen. Hierzu wurde im Vorfeld eine Untersuchung über die Machbarkeit durchgeführt:

– Ist es möglich die Schalungen von Fertiggaragen so zu modifizieren, dass Fenster an Stellen eingesetzt werden, an denen „normalerweise“ keine sind?
– Ist es möglich mit diesen Schalungen Raumhöhen herzustellen, wie sie im Wohnungsbau erforderlich sind?
– Kann so ein Projekt nachhaltigen und wirtschaftlichen Anforderungen gerecht werden?

Wir sagen ja.

Projektbeginn war August 2015, Fertigstellung im September 2016. Mit Hilfe der modularen Bauweise konnte eine äußerst kurze Bauzeit von nur ca. 6 Monaten und eine deutliche Einsparung gegenüber Baukosten in Containerbauweise realisiert werden. Bei der Ausführung wurden vornehmlich recycelbare Materialien verwendet, die Garagenelemente können später ebenso wiederverwendet werden.

Die städtebauliche Interpretation

An dieser speziellen Nahtstelle und wegen des noch spezielleren Zuschnitts des Grundstücks war schnell klar, dass die erforderliche Zustimmung sowohl der Nachbarn als auch der politischen Gremien, nur mit einer kleinteiligen Bebauung zu erreichen war.

Allgemein gilt die jeweilige Landesbauordnung natürlich auch für „temporäre“ Bauten, als solche man derartige Wohnformen zu betrachten hat. Entsprechend sind auch die Vorgaben des Brandschutzes vollumfänglich einzuhalten.

Der Brandschutz ist aber wiederum ein erheblicher Kostenfaktor.
Laut Bayerischer Bauordnung ist es möglich ein Gebäude in F0 zu errichten, wenn es zur Gebäudeklasse 1 gehört, 400 m² Bruttogrundrissfläche nicht überschreitet und nicht mehr als 2 Nutzungseinheiten vorhanden sind.

Auch das war ein Faktor der unsere Überlegungen der kleinteiligen Bebauung stärkte.
Aus diesen Gründen entstanden sechs 2-geschossige Einzelhäuser die die Kriterien für F0 laut BayBo erfüllen. Die Außenräume zwischen den Häusern sollten den Bewohnern als Frei- und Begegnungsflächen dienen.

Aus Kosten- und Platzgründen sowie der befristeten Nutzung wurden in Abstimmung mit der Stadt Ingolstadt nur 8 Stellplätze errichtet. Allerdings stehen innerhalb der Baugrenze Erweiterungsflächen für zusätzliche Stellplätze zur Verfügung.
Aufgrund des benachbarten Schulzentrums sind sehr gute Busverbindungen ins gesamte Stadtgebiet direkt gegenüber der Bebauung vorhanden

Die atmosphärische Wirkung

Die Einzelhäuser entlang der Straße sind mit Aluminium-Streckmetall-Blechen bekleidet. Feine Unterschiede in der Eloxierung brechen die Reihung der Gebäude. Die Zwischenräume dominieren das Bild und stärken den Charakter von Einzelhäusern. Der stark bewachsene Grün-Wall im Osten des Grundstücks fließt in die begrünten Freiflächen zwischen den Häusern, so entsteht der Eindruck von Häusern im Park und zudem hohe Aufenthaltsqualität. Die Höfe bieten Gelegenheit zum Verweilen, für Begegnung und Kommunikation. Befestigte Flächen dienen als Terrassen, zusätzliche Garagen im Außenbereich als Abstell-, Müll- und Waschmaschinenräume.

Raum für soziales

In jedem der sechs Häuser entstanden vier möblierte Wohnungen, insgesamt also 24 Wohnungen. Eine Wohngemeinschaft besteht aus 3 Einzelzimmern, einem Aufenthaltsbereich mit Gemeinschaftsküche, einem Wohnflur und einem Gemeinschaftsbad. Pro Haus können demnach 12 Personen, insgesamt 72 Personen untergebracht werden.
Durch eine Verbindungstür in den Flurtrennwänden werden zwei Wohnungen als eine Nutzungseinheit angesehen, also zwei Nutzungseinheiten pro Haus.

Die grünen Höfe bieten Gelegenheit zum Verweilen, für Begegnung und Kommunikation. Befestigte Flächen dienen als Terrassen, zusätzliche Garagen im Außenbereich als Abstell-, Müll- und Waschmaschinenräume, sowie weitere Differenzierung und Raumbildung.

Die ökologische Konzeption

Die modulare Bauweise wird hinsichtlich des vorgesehenen Rückbaus nach 15 Jahren zwingend erforderlich. Fertiggaragen mit den Außenmaßen von 2.84 x 5.50 m stellten als Raummodule die Basis dar. Garagen können zweigeschossig aufgestellt werden und sind ein „fertiger“ Raum der Statik leistet und durch Aneinanderreihung ausreichend Schallschutz bietet. Die Raumgröße von 14 m² entsprach den Vorgaben des Bauherrn und der Fördervorgaben. Die Garagen sind rückbaubar und wiederverwendbar. Fensteröffnungen, Durchbrüche, Aussparungen, Raumhöhen etc. wurden zusammen mit dem Garagenhersteller geplant und optimiert. Pro Geschoss wurden 10 Garagen als 2-hüftige Anlage angeordnet und die Decken eines 2.80 m breiter Mittelflurs in Holzbauweise dazwischen gehängt.

Jedes Nutzungseinheit ist über zwei Zugänge (also je Wohnung einer), erschlossen. Die Obergeschosse sind jeweils über zwei Außentreppen erreichbar. Besonders die sparsame Erschließung führt zu einer kompakten Gesamtplanung und dem daraus resultierenden effizienten Ausbauverhältnis BRI Wohnen/Wohnfläche von 3,34.

Das Detail

In Zusammenarbeit mit dem Garagenhersteller und dem Tragwerksplaner wurden 5 Garagen-Grundtypen entwickelt. Durch unterschiedliche Anforderungen an die einzelnen Räume und Einbausituationen der Garagen war es notwendig, diese Grundtypen nochmals in insgesamt 15 Untertypen zu unterteilen.
Alle Raumhöhen, Fensteraussparungen, Durchbrüche, etc. wurden im Rahmen der Fertigungsmöglichkeiten des Garagenherstellers konzipiert.
Nach einer ca. dreieinhalbmonatigen Planungsphase von Mitte Oktober 2015 bis Anfang Februar 2016 konnte mit der Fertigung der Garagen begonnen werden.
Ab Ende März 2016 wurden die Garagen montiert.
Die Garagen sind auf Streifenfundamenten gegründet, punktuell an vier Ecken aufgelagert, unterseitig mit Folie abgedichtet und mit Perimeterdämmung gedämmt.

Der Mittelflur der 2-hüftigen Anlage ist im Erdgeschoss als gedämmte Stahlbetonbodenplatte, im Obergeschoss als gedämmte Holzbalkendecke mit OSB-Schalung ausgeführt. Der Bodenaufbau in beiden Flurbereichen beschränkt sich auf einen Trockenestrich mit einem Vinyl-Oberboden in Eiche-Optik. In den Garagen selbst war kein Bodenaufbau erforderlich, der Vinyl-Oberboden wurde direkt auf die Stahlbeton-Bodenplatte verlegt. Durch diese minimierten Bodenaufbauten konnten erheblich Kosten eingespart werden. Der Dachaufbau besteht aus 20 cm Mineralwoll-Dämmung und Trapezblech auf einer Sparrenkonstruktion.
Die Fassadenbekleidung besteht aus einer hinterlüfteten, gedämmten Konstruktion mit Breitstegmaschen-Streckgitter aus eloxiertem Aluminium.
Die Fensterbänder, die leicht zurückversetzt sind, wurden mit beschichteten Aluminium-Verbundplatten bekleidet.

Jedes Haus erhielt im Erdgeschoss einen Hausanschlussraum mit einem eigenen Gasbrennwertkessel. Sämtliche Elektro-, Heizungs- und Sanitärleitungen, ausgehend vom HA-Raum, wurden aus technischen und Kostengründen Aufputz verlegt.
Die Möblierung der Wohnungen wurde vom Bauherrn selbst entworfen. Wichtig war hier eine kostengünstige aber dennoch qualitativ ansprechende Einrichtung anzubieten.
Sowohl der energetische Standard als auch der Schallschutz entsprechen den gesetzlichen Mindest-Anforderungen.

Preis und Leistung

Neben dem Hauptaugenmerk auf die Baukosten wurde besondere Aufmerksamkeit auch auf geringe Betriebskosten durch die Verwendung wartungsarmer Bauteile gelegt. Im Hinblick auf den Rückbau nach 15 Jahren wurden ausschließlich Materialien verbaut die nach der Nutzungsdauer abgebaut, recycelt und wiederverwendet werden können.

Durch intensive Vorplanung und der modularen Bauweise war es möglich, innerhalb sehr kurzer Bauzeit mit wirtschaftlichen Mitteln qualitativ hochwertigen Wohnraum für junge Leute zu schaffen, die den Kostenvergleich zu üblichen Containersiedlungen nicht scheuen muss.

Preise

BFW Landesverband Bayern e.V., Bayerische Architektenkammer
Preis für Qualität im Wohnungsbau 2019 – engere Wahl
Junges Wohnen an der Gustav-Adolf-Straße, Ingolstadt