Beschreibung
Fertigstellung
2015
127 Wohnungen gesamt
23 Wohnungen
barrierefrei nach DIN 18 025 Teil 1
Gemeinschaftsraum im Foyer
barrierefrei nach DIN 18 025 Teil 1
Nürnberger Straße 55
51 Wohnungen
barrierefrei nach DIN 18 025 Teil 2
Mehrzwecksaal
barrierefrei nach DIN 18 025 Teil 1
Nürnberger Straße 53
15 Wohnungen
barrierefrei nach DIN 18 025 Teil 1
38 Wohnungen
barrierefrei nach DIN 18 025 Teil 2
Gemeinschaftsraum im Foyer
barrierefrei nach DIN 18 025 Teil 1
Nürnberger Straße 51
ca. 7.785 m2 Wohnfläche,
ca. 400 m2 gemeinschaftliche Nutzflächen
Bauherr
Gemeinnützige Wohnungsbau-Gesellschaft Ingolstadt Direktbeauftragung
Mitarbeit
Christian Paulus
127 Wohnungen
Nürnberger Straße Ingolstadt
Nürnberger Straße Ingolstadt
Prolog
Im Nordosten der Ingolstädter Innenstadt liegt das Josefviertel. In unmittelbarer Nähe ihrer Hauptverwaltung, befindet sich eins der großen zusammenhängenden Wohngebiete der Gemeinnützigen Wohnungsbau-Gesellschaft in Ingolstadt.
Entlang der Nürnberger Straße war dieses Gebiet durch drei Wohngebäude aus den 50er Jahren begrenzt. Bereits im Jahr 2004 befassten wir uns mit einer Analyse der Bausubstanz und Überlegungen zur Sanierung. Diese Wohngebäude entsprachen dem Standard für zeitgemäßes Wohnen nicht mehr. Es gab keine Freibereiche oder Aufzüge. Ein DIN-Gerechter Umbau zum betreuten Wohnen oder auch nur zum barrierefreien Wohnen war nach wirtschaftlichen Aspekten nicht möglich. Städtebaulich befanden sich große Lücken zwischen den Gebäuden, die den Schall von der Straße und der nahen ICE-Bahnlinie ungehindert bis tief ins Areal ließen.
Schließlich entschied sich der Bauherr uns mit dem städtebaulichen Entwurf zu beauftragen, der noch im selben Jahr entstand. Die Aufgabe bei einer Überplanung des Quartiers war, neben einer verträglichen städtebaulichen Ergänzung, die städtebauliche Qualität des Wohnumfelds und die Nutzungsmöglichkeiten der Freiflächen erheblich zu verbessern.
Die städtebauliche Interpretation
Die Städtebauliche Neuordnung besteht nun nicht mehr aus reinen Zeilen, sondern aus zu einem Baukörper aneinander gereihten Winkeln. Diese Maßnahme erhält den städtebaulichen Maßstab in Länge und Höhe der Einzelteile und wahrt auch mit der dahinter liegenden Bebauung den gewohnten Maßstab. Durch diese Anordnung werden mit einfachen Mitteln die Räume neu definiert, der Lückenschluss vollzogen, und das Prinzip der Zeilenbebauung weitgehend erhalten.
Die Erschließung der Tiefgaragen erfolgt, nach dem Prinzip Lärm zu Lärm entlang der Nürnberger Straße und belastet somit nicht die internen Erschließungsstraßen des Wohngebiets.
Die atmosphärische Wirkung
Das Erscheinungsbild zur Straße ist geprägt durch große Alu-Schiebeläden, die auf die nahe Straße und die ICE-Trasse reagieren, Sicht- und Sonnenschutz bieten und durch das Wechselspiel der Ladenstellungen von Wohnung zu Wohnung und die farblichen Unterschiede von Haus zu Haus, ein sehr lebendiges Bild geben, das sich im Lauf des Tages bzw. auch des Jahres selbst immer wieder neu variiert.
Auf der Hofseite ist die Fassade sehr tief in verschiedene Ebenen gegliedert. Massive Brüstungen sorgen an den Wohnungseingängen für Sicherheit, durchsichtige Geländer ermöglichen den Blick aus den Küchen in den Hof.
Die Küchen rücken möglichst nah an die Brüstungen um diesen Blick freizugeben während die Zugangssituationen zurückversetzt sind um somit einen introvertierten Charakter zu vermitteln.
Raum für soziales
Die nahe gelegene Sozialstation der Arbeiterwohlfahrt und das damit verbundene Angebot, sowohl deren Versorgungseinrichtungen als auch Betreuungsdienste mit zu nutzen, ermöglichte ein Konzept mit Anbindung zum betreuten Wohnen.
Die Maßgaben für den ersten Bauabschnitt alle Wohnungen gemäß DIN 18025 Teil 1 auszuführen, sowie das Wohngefüge mit überwiegend 2-Zimmer Wohnungen, für ein oder zwei Personen, und die Lage an Straße und Bahnlinie waren bestimmend für das Gebäudekonzept mit einem Aufzug je Gebäude, Laubengängen und durchlaufenden Balkonen, die komplett geschlossen werden können.
Die Erschließung ist von großzügigen Treppenhäusern und Foyers mit großen Bewegungsflächen als Wartebereiche und für die Zusammenkunft über den Laubengang bis zum Wohnungseingang mit zugehörigen „Eingangsloggien“ differenziert, von öffentlich und halböffentlich über halbprivat bis zum privaten Rollstuhlparkplatz. Mobilität bis vor die Wohnungstür ist ein Stück Autarkie für behinderte Bewohner und trägt somit erheblich zu deren Lebensqualität bei.
Größter Wert wurde auf das funktionale Optimum für die Bewohner gelegt.
Für die Bewegungsflächen der Rollstuhlbenutzer – gerade im Schlafraum – ist sehr viel Verkehrsfläche erforderlich, was zur Folge hat, dass der Schlafraum größer sein muss als der Wohnraum. Für Bewohner ohne, oder mit geringeren Behinderungen ist die Möglichkeit des Zimmertauschs, also den Wohnraum in das größere Zimmer zu möblieren, gegeben. Die Flexibilität in der Nutzung der unterschiedlich großen Räume als Wohn- bzw. Schlafzimmer und die damit verbundene Gleichwertigkeit bedingt einen entsprechenden Umgang in der Erreichbarkeit bzw. Erschließung.
Das Ziel die Grundrisse möglichst offen zu gestalten wird durch das System der Schiebetüren erreicht, die neben größtmöglicher Raumöffnung auch den Raumabschluss leisten können. Die räumliche Verbindung der Zimmer über den Balkon stellt eine Analogie zur räumlichen Verbindung der Zimmer über den Zentralraum dar. Jeder Bewohner kann das Maß des Kontakts zum Umfeld sehr fein selbst justieren.
Die ökologische Konzeption
Die Anordnung der Bebauung, in vom Bewuchs freien Baufeldern, erübrigte größere Fällungen aus dem alten Baumbestand. Bei bestehender Infrastruktur gestaltet die behutsame Nachverdichtung neue Räume. Der Lückenschluss des neuen Konzepts schützt die Innenhöfe baulich vor den Emissionen des Umfeldes und schafft grüne Oasen. Die Auswahl der Baumaterialien erfolgte unter Berücksichtigung nahe gelegener Ressourcen.
Der erhöhte KfW Dämmstandard und der Einsatz von Einzelraumlüftern sorgen für sehr gutes Raumklima. Die Raumluft hat Frischluftqualität auch bei geschlossenen Fenstern, was sehr zum Lärmschutz, gerade während der Nachtstunden beiträgt.
Der Erhaltungsaufwand ist durch die eingesetzten Baustoffe und deren Anordnung sehr gering und trägt somit zur hohen Wert- und Nachhaltigkeit des Gebäudes bei.
Das Detail
Die Konzeption der Häuser sah vor an einem Ortbetonkern Fertigteilelemente für die Laubengänge und die Balkone anzubinden. Diese Fertigteile vermitteln den Häusern auch seinen „Betonhauscharakter“ nach außen. Das Erscheinungsbild ist geprägt von der Idee des Gesamtbildes mit größtmöglicher Flexibilität.
Kein Detail dieses Erscheinungsbildes sollte wichtiger sein als das Gesamtbild.
Auf der Straßenseite bilden bewegliche Aluminium-Schiebeelemente eine zweite Haut, die nach Bedarf geöffnet oder geschlossen werden kann.
Das Schienensystem in drei Ebenen ermöglicht zwei Drittel der Fassade zu öffnen. Die Reduzierung des Details auf das an jeder Stelle Notwendige – im Kontext mit der Anforderung der Situation – schafft plausible Klarheit.
Die Brüstungen der tragenden Laubengangbrücken sind massiv, statisch erforderlich und gestalterisch gewollt – hier ist Intimität für die Erschließung geschaffen. Die Brüstungen der Brücken vor den Küchen sind transparent – mit einfachen Stabgeländern – ebenso gewollt, so ist der Blick aus der Küche in den Garten möglich. Die Brüstungen der Balkone sind auf die statisch erforderliche Höhe massiv und darüber – wiederum gewollt – transparent, um dem sitzenden Bewohner den Blick frei zu geben.
Preis und Leistung
Durch den Einsatz von Betonfertigteilen an den Laubengängen und Balkonen, aber auch in verschiedenen Wandbereichen, wurden sowohl ein zügiger Baufortschritt als auch sehr hohe Wirtschaftlichkeit der Konstruktion erreicht.
Die Konzeption, wonach sich die Gestalt der Details auf die funktionalen Anforderungen reduziert und diese ohne jede Applikation ausgeführt wurden, stellt einen weiteren Eckpfeiler für das preisgünstige Ergebnis dar.
Die Erschließung des Gebäudes und der Wohnungen folgt, im Bau und im Unterhalt, den Vorgaben des barrierefreien Bauens und der Ökonomie.
Bei gleichen Anforderungen an Wohnungsgrößen, Lüftung und Orientierung, war zu wählen zwischen
– der Erschließung über Laubengänge, an die fast beliebig viele Wohnungen anzuschließen sind, mit Anbindung an ein Treppenhaus und einen Aufzug,
– oder der Erschließung von maximal zwei Wohnungen je Stockwerk, an einem Treppenhaus und demzufolge an einen Aufzug für jedes Treppenhaus.
Der Laubengangtyp, der wegen geringer Gebäudetiefe und hohem Außenwandanteil natürlich nicht mit kompakteren Erschließungsformen konkurrieren kann konnte durch den Einsatz von preisgünstigen Materialien und Oberflächen realisiert werden.
Preise
Erster Bauabschnitt
BDA Preis Bayern 2010 Wohnungsbau
Deutscher Bauherrenpreis 2010 Neubau
Veröffentlichung
Perspektiven und Projekte – Nachhaltige Entwicklung von Stadtquartieren
Arbeitsgruppe Kooperation GdW-BDA-DST
Dokumentation 2010
Architektouren 2010
23 altengerechte Wohnungen, Ingolstadt
Nürnberger Straße 55, Ingolstadt
architektur – SÜD – 2010
Neubau von 23 Alten- und Behindertengerechten Wohnungen in Ingolstadt
Nürnberger Straße 55, Ingolstadt
DBZ – Deutsche BauZeitschrift
Ausgabe 3/2015 – Altersgerecht Bauen
Mustergültig – Josefsviertel, Ingolstadt
Online Architekturführer der Stadt Ingolstadt 2010
Nürnberger Straße
Architektouren 2013
Neubau von 51 Wohnungen und einer Tiefgarage, Ingolstadt
Nürnberger Straße 53, Ingolstadt
DBZ – Deutsche BauZeitschrift
Ausgabe 3/2015 – Altersgerecht Bauen
Mustergültig – Josefsviertel, Ingolstadt
Zukunft Bauen – Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung
Forschung für die Praxis – Band 1 – Stand Januar 2016
Josefsviertel, Ingolstadt – Gespräch mit Architekt und Bauherr
Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Gut Wohnen in jedem Lebensalter 2020
Barrierefreiheit – ein Mehrwert für alle Generationen
Nürnberger Straße 51-55, Ingolstadt